Myofasciale Behandlung
Stellen Sie sich vor, dass eine festgelegte Abfolge weniger Griffe an unterschiedlichen Stellen Ihres Körpers in der Lage ist, Sie völlig zu entspannen und in Balance zu bringen.
Die Bowen-Methode ist solch eine ganzheitlich wirkende, myofasciale (auf die Muskulatur und das Bindegewebe bezogene) Anwendung. Während die sanften Bowen Relaxation Moves (BRM) besondere Entspannungsgriffe zur Aktivierung der körpereigenen Kräfte darstellen, sind die darauf aufbauenden Prozeduren (Schulter, Becken, Atmung, Niere usw.) wesentliche Bestandteile guter osteopathischer Behandlungen. Dabei folge ich dem Prinzip "weniger ist mehr". Ihr Körper erhält nur so viele Impulse, wie er konstruktiv verarbeiten und zur Gesundung nutzen kann.
Die Behandlungen bringen Erleichterung bei vielen spezifischen Verletzungen und gesundheitlichen Problemen, die akut oder chronisch sein können. Die Behandlungen wirken ganzheitlich, weil sie die Selbstheilungsprozesse des Körpers anregen. Der Behandler gibt dem Nervensystem an genau definierten Punkten Impulse. Der Körper antwortet auf diese Impulse mit einer allgemeinen Entspannung sowie spezifischen myofascialen Reaktionen, welche die Statik und Beweglichkeit des Körpers verbessern.
Die Bowen-Methode wirkt vor allem über das autonome Nervensystem (ANS). Heutzutage leben viele Menschen mit einem konstant hohen Stresspegel und einer Überstimulation des ANS. Eine Gesundung des Körpers kann nur dann stattfinden, wenn das ANS von "Kampf und Flucht" auf "Entspannung und Regeneration" wechseln kann. Ohne Tiefenentspannung ist eine förderliche Behandlung sowie Gesundung des Organismus nicht möglich. Die Bowen-Methode ist in der Lage, diesen Wechsel in Gang zu bringen, und zwar auch dann, wenn sich die Beschwerden chronifiziert haben. Neben der Regulation des ANS kommen weitere Wirkungen zum Tragen:
- Dehnreflexe: Die meisten Bowen-Griffe werden am Muskelursprung oder Muskelbauch durchgeführt. Dort liegen Rezeptoren, die das Nervensystem über Spannungszustand, Länge und Dehnung des jeweiligen Gewebes informieren. Das Nervensystem erfährt eine präzise Stimulierung und kann den Verlauf von Schmerz- und Muskelspannung verändern.
- Gelenkrezeptoren: Alle Griffe, die an Gelenken ausgeführt werden, haben direkt Einfluss auf die Gelenkkapsel und Bänder. Hier empfängt das Nervensystem einen Reiz, der die Normalisierung der Gelenkfunktion anregt, ohne gewaltsam zu manipulieren.
- Faszien: Jeder Bowen-Griff wird in der Ebene der äußeren Faszie ausgegeführt. Faszien halten die Teile des Körpers zu einem Ganzen zusammengefügt, sie schützen ihn und wirken wie ein elastischer Stoßdämpfer bei Bewegungen. Faszien spielen eine wesentliche Rolle bei hämodynamischen und biochemischen Prozessen und bilden eine Matrix für die interzelluläre Kommunikation. Sie haben eine entscheidende Funktion bei der Abwehr des Körpers gegen Krankheitserreger und Infektionen. Nach Verletzungen bilden Faszien die Grundlage für den Heilungsprozess des Gewebes. Durch die Bowen-Griffe lösen sich Verklebungen, wird Narbengewebe weicher, verbessern sich Körperhaltung und Beweglichkeit.
- Viscerale Reflexe: Werden Haut, Muskeln und Nervensystem stimuliert, erhalten die inneren Organe reflektorisch Impulse, die zur Einleitung und Unterstützung von Gesundungsprozessen genutzt werden.
- Meridiane: Viele Bowen-Griffe setzen an Akupunkturpunkten an. Die Grifffolgen führen über verschiedene Akupunkturmeridiane und stimulieren diese.
- Resonanz: Behandlungsprozeduren (z.B. Beckenprozedur) erzeugen Vibrationsmuster, die den Körper und seine Statik harmonisieren.
- Lymphbahnen: Bowen-Griffe wirken als Lymphdrainage, leiten eine Entgiftung des Körpers ein und stimulieren das Immunsystem.
Im Gegensatz zu anderen Behandlungsmethoden, bei denen der Behandler dem Patienten die Korrektur durch die angewandte Technik "aufzwingt", erlaubt es die Bowen-Technik, mit kleinen myofascialen Impulsen die Selbstheilungskräfte des Patienten zu aktivieren. Es scheint, als würde der Körper des Patienten genau die Impulse aufgreifen, die er zur Gesundung benötigt.
Es gibt keine Gegenindikationen zum Einsatz der Bowen-Methode, sondern lediglich Einschränkungen zur Anwendung einzelner Bowen-Griffe (z.B. kein Steissbeingriff bei Schwangeren, kein Kiefergriff unmittelbar nach Kieferbruch oder Kieferoperation).